Wissenswertes

Historischer Hintergrund

Unsere prähistorischen Vorfahren – ganz gleich wo sie lebten – mußten Gewandtheit und Kräfte entwickeln, um Nahrung zu erjagen und sich gegen Angreifer zu wehren. Zur leichteren Nahrungsbeschaffung und besseren Verteidigung wurden Waffen erfunden. Doch selbst nach Beherrschung dieser Waffen hat man nie aufgehört, Geist und Körper zu trainieren. Es entstanden Spiele, Wettkämpfe, teilweise in Form von religiösen Riten, in denen immer wieder versucht wurde, Geist und Körper zu noch höheren Leistungen zu befähigen.

Taekyon während der Koguryo-Dynastie


Im folgenden ein kurzer Blick auf die Dynastie des Königreiches Koguryo: Bereits im neolitischen Zeitalter veranstalteten unsere koreanischen Vorfahren in verschiedenen Stammesgebieten Spiele wie oben erwähnt. Yongko im Staate Puyo, Tongmaeng im Koguryo, Muchon in Ye und Mahan und Kabi während der Silla-Dynastie zeugen mit einigen interessanten Beispielen von solch sportlichen Aktivitäten im religiösen Bereich. Im Laufe der Zeit wurden diese Übungen sowohl zu gesunderhaltender Gymnastik als auch zur Ergänzung und Verbesserung kämpferischer Fähigkeiten weiterentwickelt.
Die lange Erfahrung im Umgang mit wilden Tieren sowie die sorgfältige Beobachtung ihrer Angriffs- und Verteidigungstechniken brachten unsere Vorfahren dazu, diese Beobachtungen so auszuwerten, daß sie, auf menschliche Bewegungsabläufe übertragen, ein sehr effektvolles Kampfsystem ergaben. Es entstand eine einfache Form des Taekyon, ein alter Name für Taekwondo. Die Anfänge des Taekwondo lassen sich bis in die Koguryo-Dynastie zurückverfolgen, die 37 v. Chr. im Norden von Korea gegründet wurde. Deckengemälde in königlichen Gräbern aus dieser Zeit weisen TaekwondoMotive auf. 1935 wurden diese Szenen von einer Gruppe japanischer Archäologen in den Königsgräbern Muyong-chong und Kakchu-chong in Tungku (Hwando-Provinz in der Mandschurei), wo sich die Hauptstadt Koguryos befand, entdeckt. Während das Muyong-chong-Gemälde zwei sich in Taekwondo-Übungen gegenüberstehende Männer zeigt, werden auf dem Kakchu-chongbild zwei Ringer dargestellt.
Der japanische Historiker Tatashi Saito schreibt in seinen „Studien über die Kultur des alten Korea«: >,Das Bild sagt entweder aus, daß die begrabene Person zu Lebzeiten Taekwondo praktiziert hat, oder es stellt Personen dar, die mit diesen Übungen – begleitet von Tanz und Gesang-die Seele des Verstorbenen trösten wollten.«

Hwarang-Do während der Silla-Dynastie


Das Königreich Silla, im Südosten des Landes gelegen, wurde bereits 20 Jahre vor dem Koguryo- Königreich gegründet. Dokument des Wissens um eine Kampfkunst sind zwei buddhistische Steinskulpturen im Suckkul-am bei Kyongju, der alten Hauptstadt Sillas, die den berühmten, von Kim Dae Sung (751-774 n. Chr.) geschaffenen Schrein bewachen. Diese Skulpturen stellen sich dem Besucher im Kumgang-makki, entgegen, einer noch heute geübten Abwehrhaltung im Taekwondo.
Silla war berühmt für sein Hwarang-Do, Lebensweg, auf dem sich Ritter fast ausschließlich der Jagd, dem Studium und Kampfkünsten widmeten, um Geist und Körper zu vervollkommnen. Hwarang-Do spielt auch eine wesentliche Rolle bei der Eroberung und Vereinigung der Königreiche Koguryo und Paekche durch Silla.

Beziehungen zum chinesischen Kungfu und japanischen Karate


Verschiedentlich wird angenommen, das das koreanische Taekwondo von der chinesischen Kunst der Selbstverteidigung, das Kungfu, abstammt. Einem chinesischen Kument zufolge war Kungfu eine Art Gymnastik, die der buddhistische Heilige Dharn, den Mönchen des Hsiaolin-Tempels in Tungpung (Provinz Honan, China) lehrte. Dharma, einer der bekanntesten buddhisschen Priester aus Indien, kam 520 n. Chr. nach China und verbrachte neun Jahre im Hsiaolin-Tempel, wo er u. a. Kungfu einführte und verbreitete. Die Deckengemälde in den Königsgräbern von Koguryo sind  in der Zeit von 3 bis 427 n. Chr. entstand.  Daraus muß geschlossen werden, daß Taekwondo nicht vom chinesischen Kun abstammt.
Über die Herkunft von Karate, der japanischen Selbstverteidigungskunst, gibt es keine genauen Daten; doch gibt es zwei veschiedene Versionen darüber. Eine davon lautet, daß ein Chinese namens Chen Yi pin in der späten Ming-Dynastie nach Ja auswanderte und dort das chinesische Kungfu verbreitete. Die andere versucht zubeweisen, daß Karate eine weiterentwickelte Form des >,Okinawate<, sei, eine in Okinawa (Japan) beheimatete Selbstverteidigungsart. Aus welcher Zeit Okinawate stammt, ist nicht genau zu ermitteln. Um die wahre Herkunft herauszufinden, könnte man sich auf ,>Historische Aufzeichnungen über das Königreich Chosun« (Yi-Dynastie) beziehen, worin erwähnt wird, daß Gesandte der Ryukyu-Inseln dem König von Chosun regelmäßig ihren Tribut zollten.
Zu dieser Zeit war Subak (ebenfalls ein anderer Name für Taekwondo) sehr populär; es ist daher nicht auszuschließen, daß die Gesandten aus Okinawa Taekwondo lernten und es dann in ihrem Heimatland einführten. Dieser Gedanke ist keineswegs abwegig, denn auch das koreanische »Nul<, (eine Art Schaukelspiel) wurde von den Einwohnern Okinawas übernommen.
Man könnte also zu dem Schluß kommen, daß das japanische Karate von Taekyon oder Subak, jenen alten Formen des Taekwondo, abstammt, wenn man der zweiten Version über die Herkunft von Karate den Vorzug gibt.
Taekwondo erfreute sich auch nach den Koguryo- und Silla-Dynastien, während der Koryo-Dynastie (ab 918 n. Chr.) und in den 475 Jahren der Yi-Dynastie (ab 1392 n. Chr.) großer Beliebtheit.

Subak während der Koryo- und Yi-Dynastie


In der Koryo-Periode wurde Subak nicht nur unter dem Aspekt der gesunderhaltenden Gymnastik und seines sportlichen Wertes betrachtet; daneben schätzte man den militärischen Wert dieser Kampfkunst ausgesprochen hoch ein. Die folgenden Beispiele aus historischen Dokumenten zeigen, wie beliebt und geachtet Taekwondo schon zu damaligen Zeiten war: König Uijong bewunderte die hervorragende Subak-Beherrschung von Yi Ui-min und beförderte ihn vom Taejon (militärischer Rang) zum Byoldang. Der König erschien im Sang-chun-Pavillon und wohnte den Subak-Wettkämpfen bei. Der König verfolgte die Subak-Wettkämpfe im Hwa-bi-Palast., Der König kam. nach Ma-am, um die Subak-Wettkämpfe zu sehen. Aus diesen Aussagen geht hervor, daß die Subak-Wettkämpfe eine starke Anziehungskraft auch für Zuschauer gehabt haben mußten.Man nimmt an, daß Subak unter König Uijong zwischen 1147 und 1170 n. Chr. seine größte Beliebtheit erlangte. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde in China (Song- und Ming-Dynastie) Kungfu in großem Maße bekannt. Zwei ausgefeilte Systeme wurden entwickelt: Neikya und Weikya, die unterschiedlichen Wert auf Verteidigung und Angriff legten. Dieser Untersuchungsvergleich bestätigt weiterhin, daß Taekwondo nicht nur rein koreanischen Ursprungs ist, sondern in der langen Geschichte Koreas auch eine unabhängige Entwicklung durchgemacht hat. Ein wichtiges Ereignis während der Yi-Dynastie war die Herausgabe eines Buches über Subak als militärische Kampfkunst. In der vorausgegangenen Koryo-Dynastie eigentlich nur dem Militär zugänglich, fand es nunmehr weite Verbreitung.
Aus einem geschichtlichen Dokument geht des weiteren hervor, daß sich Leute der benachbarten Provinzen Cholla und Chungchong in dem Grenzstädtchen Chakji trafen, um die besten Subak- Kämpfer zu ermitteln. Dieser Bericht unterstützt die Annahme, daß Subak zur damaligen Zeit bereits ein beliebter Volkssport war. Um in die Leibwache der königlichen Regierung aufgenommen zu werden, war Subak gar eines der Hauptprüfungsfächer für Bewerber.Die wichtige Rolle, die Subak auch während der ersten Hälfte der Yi-Dynastie spielte, wird durch die Herausgabe eines illustrierten Lehrbuchs über die Kunst des Kämpfens unterstrichen, in dem Taekwondo als eines der wichtigsten Kapitel behandelt wird. Herausgeber war König Chongjo selbst. Er betonte damit, daß das Königshaus Subak die gleiche Bedeutung beimaß wie auch das Volk.In der zweiten Hälfte der Yi- ynastie verlor Subakan Bedeutung und Beliebtheit. Man führt das auf die inneren und äußeren Machtkämpfe der damaligen Königshäuser zurück, die ihre Aufmerksamkeit infolgedessen mehr auf politische Ereignisse richteten und für sportliche Veranstaltungen wenig Zeit und Muße hatten. Dennoch blieb Subak beliebte Freizeitbeschäftigung des einfachen Volkes.